Tagebuch

Anreise

Für die Reise zum Start unseres Rittes bei Pau hatten wir zwei Tage eingeplant. Startpunkt des Rittes  war eine Pilgerherberge auf der „Via Podiensis“ in Frankreich etwa 30 Kilometer westlich von Pau / Pyrenäen mit dem Namen Gite Nadette. Am ersten Tag wollten wir aus der Oberpfalz bis hinter Lyon fahren was wir leider nicht ganz geschafft haben weil wir zu spät los gekommen sind. Wir haben dann gegen 18:00 die Autobahn vor Lyon verlassen und auf Anhieb einen Bauern gefunden der uns angeboten hat in seiner Maschinenhalle zu übernachten und Schutz vor den für die Nacht drohenden Regenschauern zu suchen. Den großen, durchgehenden Regenbogen den wir abends bewunderten, verstanden wir als Zeichen dass unsere Reise unter einem guten Stern stand und alles gut gehen würde.

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Am zweiten Tag war die Strecke durch die Verspätungen vom Vortag etwas zu lang so daß wir erst sehr spät am Abend  ankamen. Schuld war außerdem ein Stau in Toulouse wo die Autobahn von Norden kommend einige Kilometer vor Toulouse aufhört bevor die nach Süden weiterführende Autobahn  wieder beginnt. Wir haben dort bestimmt eineinhalb Stunden im stop an go verbracht bis es wieder flüssig weiterging. Von Nadette, der Besitzerin der Unterkunft, die sehr vielen Stereotypen von französischen Frauen entsprach,  wurden wir dennoch sehr freundlich empfangen indem sie uns sogar noch ein Stück entgegen gefahren war. Das Gite Nadette liegt sehr abgelegen und ist nur über kleine oft einspurige Sträßchen erreichbar. Die Besitzerin hatte organisiert dass wir unsere Pferde auf einer großen Koppel unterbringen konnten auf der noch reichlich Gras vorhanden war so dass wir nichts von unserem kostbaren mitgeführtem Heu verfüttern mussten. Als die Pferde versorgt waren und das Gepäck auf unserem Zimmer war (Nora schlief mit den Hunden im Zelt neben den Pferden) haben wir um 11:30 sogar noch ein Abendessen bekommen!!

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Für den nächsten Tag gönnten wir uns einen Ruhetag um auch den Pferden und Hunden etwas Erholung von der langen Anreise zu bieten. Den Ruhetag haben wir dann genutzt um Navarenx zu besichtigen und einige Einkäufe zu machen. Navarenx ist ein hübscher Ort an dem Fluss „le gave d Oloron“ gelegen der von einer Festungsmauer umschlossen wird.

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Freitag 25 September (Tag 1 ) 22,5 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Nachdem wir uns reisefertig gemacht haben und den Pferdeanhänger und Noras Auto gut abgestellt hatten machen sich Nora und Candida mit Randa und Cappuccina auf den Weg. Noras Hunde, Franzi und Lorenz, dürfen auch mitlaufen. Ich fahre mit de Pickup vorraus nach Navarenx, unserem ersten Mittagstreffen. In einer Grünanlage vor dem Carrefour-Supermarkt in dem wir noch frisches Brot und Obst kriegen machen wir eine gemütliche Mittagspause.

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Nachmittags übernimmt Candida das Autofahren und ich reite mit Nora weiter. Eine SMS informiert uns wo Candida einen Platz zum Übernachten gefunden hat. Es ist ein sehr sympathischer Gemüsebauer (Nicolas Tel: 947582043 Mobil 660320886), der sich zum Teil unter schweren Bedingungen selbst versorgt. Er stellt uns sein Grundstück zur Verfügung und verwöhnt uns mit Feigen, Nüssen und Apfelsaft aus eigener Herstellung. Nächstes Jahr möchte er hier selbst eine Pilgerunterkunft einrichten. Für die Pferde gibt es einen Auslauf auf dem noch genügend Gras übrig ist. Wir fühlen uns sehr wohl und genießen es so willkommen zu sein.

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Samstag 26 September (Tag 2) 24 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Ein sehr indvidueller Pilger, der am Abend noch aufgetaucht war und seinen Schlafsack unter dem Vordach eines Fahrradhäuschen ausgebreitet hatte, hat noch kurz mit uns gefrühstückt. Wir erfuhren dass er Gärtner in einer Militäranlage ist und jedes Jahr zwei Wochen ein Stück des Jakobsweges geht. Er wandert von 8:00 Uhr morgens bis 20:00 Uhr abends und schläft  in Verschlägen oder Scheunen. Er freut sich über den angebotenen Kaffee und bricht gleich darauf auf.  Wir brauchen deutlich länger um all unser Zeug zu packen. Unterwegs kommen wir an einer Brücke vorbei unter der wir in einem kleinen Fluss ( Le Saison) unsere Pferde tränken können. Es geht überwiegend über kleine Teerstraßen ziemlich im Zick Zack weiter. Mittags treffen wir auf Candida, die ein schönes Plätzchen am Straßenrand gefunden hat und schon alles für die Mittagspause hingestellt hat. Nachmittags reiten die Damen weiter und ich suche einen Übernachtungsplatz, der sich nicht wie angenommen als Gemeindegrundstück sondern als Privatbereich herrausstellt. Die Besitzerin stuzt mich zusammen. Der Parkplatz am östlichen Ortsrand von Laribar-Sorhapuru ist zwar Gemeindegrund aber die Wiese daneben auf der die Pferde stehen ist Privat. Ich entschuldige mich und wir dürfen bleiben.

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Sonntag 27 September (Tag 3) 21,4 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Nora und Candida beginnen den Tag und nehmen die Hunde ein kurzes Stück mit. Danach übernehme ich mit Candida und wir reiten auf einen Berg (Chapelle de Soyance) der uns mit einer tollen Aussicht belohnt. Wir sind eine Zeit lang unsicher wo Nora uns zur Mittagspause erwartet. Zum Glück haben wir zwei Mobiltelefone und da Nora am Camino auf uns wartet müssen wir irgendwann zwangsläufig bei ihr vorbei kommen. Sie hat am Waldrand einen sehr schönen Rastplatz für die Mittagspause gefunden, bei dem die Hunde frei laufen können.

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Da wir noch in Frankreich sind, übernehme ich am Nachmittag das Pickup Fahren und die Suche nach einem Übernachtungsplatz (wegen meiner Französischkenntnisse) . Ein Anruf der Damen meldet mir dass der Wegverlauf des Caminos bzw. die Karten hinter Utziate nicht stimmen. Sie warten am Straßenrand und ich fahre ihnen ein Stück entgegen. Tatsächlich wurde  der Jakobsweg hier verlegt und alle müssen etwa 500m entlang der Schnellstraße laufen.  Ein sehr netter Bauer bei Mongelos stellt uns dann eine riesige Wiese mit Knie hohem, unnatürlich saftigen Gras für die Pferde zur Verfügung. Das Gras hat den Pferden allerdings nicht  geschmeckt, da es wohl überdüngt war. Der Bauer hat uns freundlicherweise einen Salzleckstein geschenkt, weil wir festgestellt hatten, dass beide Pferde Erde gefressen hatten.

Montag 28 September (Tag 4) 11,3 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Heute wollen wir in dem für den Pilgerweg als Startpunkt sehr bekanntem Ort St Jean Pied de Port eintreffen. Da es nicht mehr weit ist und wir mittags dort ankommen werden, übernehme ich das Fahren, um nach einer passenden Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Der Campingplatz östlich von St Jean Pied de Port in der Nähe der Kirche Sainte Madelaine de Beigbeder ist ideal und fast leer. Nach einigem Fragen finde ich heraus wo der Besitzer/Platzwart ist. Er hat keinerlei Einwände. Wir richten uns in aller Ruhe ein, können sogar noch duschen, Wäsche waschen und in einem Trockner gleich trocknen.

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Ab Abend gehen wir in den Ort, schauen uns ein wenig um und genießen die „Jakobsweg- Atmosphäre“ bei einem Abendessen in der Innenstadt. Es ist sehr auffällig wie viele Pilger die kleine Stadt anzieht. Dies wird auch deutlich an den Geschäften, die jegliche Bedürfnisse des Pilgers abdecken. WLAN gibt es auch so dass wir zum ersten Mal nach unserer Post aus der Heimat schauen können.

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Dienstag 29 September (Tag 5) 26,2 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Sehr früh am Morgen, es ist noch dunkel, stehen wir auf denn die heutige Etappe ist lang und es gilt den größten Anstieg des Jakobsweges zu überwinden. Mit dem Sonnenaufgang erreichen wir den südlichen Ortsrand von St Jean Pied de Port wo der Camino gleich steil bergauf führt. Die Damen nehmen von  diesen Anstieg die ersten 950 Meter Höhendifferenz schwungvoll in Angriff. Da der Weg sehr steil ist, führen Nora und Candida die zwei Pferde. Sowohl sie und die übrigen Pilger als auch die Tiere schwitzen sehr. Nach etwa vier Stunden erreichen sie eine Hochebene (Col d Elhusaro) auf die ich über eine kleine Straße, die von Luzaide/Valcarlos zunächst nach Süden führt, auch mit dem Pickup hochfahren konnte.

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Dort oben machen wir eine lange Mittagspause bei strahlendem Wetter und einer phantastischen Rundumsicht. Gänsegeier mit etwa zwei Meter Spannweite kreisen elegant und majestätisch über uns, während Schafherden friedlich auf den nahezu grenzenlosen Wiesen grasen. Nach ca. zwei Stunden ziehe ich mit Nora und ihrem Hund Franzi weiter. Es geht noch einige Zeit leicht bergauf bis zum höchsten Punkt mit 1350 Metern. Dann kommt ein längerer Abstieg. Candida meldet sich per SMS. Sie hat mehrere Möglichkeiten für die Übernachtung gefunden, weiß aber nicht welche wir nehmen sollen. Wir entscheiden uns für eine kleine Hochebene in der Nähe der Eremita de San Salvador, auf der ein Häuschen steht welches einem Pfarrer gehören soll (nach Auskunft eines Bauern). Der wird ja wohl nichts gegen Pilger haben, denke ich. Wir bauen unser Lager auf und machen uns noch ein warmes Abendessen. Nachts hör ich plötzlich ungewöhnliche Geräusche. Zum einen stürmt und regnet es, aber außerdem stehen einige fremde Pferde die hier frei rumlaufen dürfen, direkt neben den Paddocks von Capuccina und Randa. Ich schlüpfe aus meinem warmen Schlafsack und versuche sie im nächtlichen Regen zu verscheuchen, was mir nach einiger Zeit auch gelingt.

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Mittwoch 30 September (Tag 6) 24,5 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Am frühen Morgen fällt es schwer aufzustehen. Alles ist nass und der Nebel lässt die Sonne noch nicht scheinen. Erst beim Zelten wird einem wieder der Augenblick des Sonnenaufgangs bewusst, den man wegen seiner schlagartigen Wärme herbeisehnt und jeden Tag aufs Neue genießt. So ist es auch an diesem Tag. Die Damen reiten zunächst mit den Hunden bis zum Kloster Roncevalles, bei dem wir auf der Terrasse noch einen Kaffee und Croissants zu uns nehmen.  Ich fahr dann mit dem Pickup weiter nach Espinal und setze mich in ein kleines Lokal. Nach und nach kommen die Teilnehmer_innen einer englischen Gruppe. Jeder Neuankommende wird mit Applaus und Hallo begrüßt. Am Ende sind es etwa zwanzig und alle mit bester Laune. Irgendwann kommt ein Bus und holt die Grupe ab. Das erklärt, warum sie ohne Gepäck unterwegs waren. Nora und Candida kommen nach einiger Zeit und wir machen gemeinsam Brotzeit. Nachmittags reite ich mit Nora weiter. Es geht teilweise kilometerweit über geflieste Wanderwege und später durch wunderschöne Laubwälder. Für die Nacht hat Candida eine kleine Wiese mitten im Ort Zangui organisiert. Der Pickup kann ca 50 Meter daneben auf einem Parkplatz stehen. Nora baut Ihr Zelt in der kleinen Wiese neben den Pferden auf. Damit die Pferde Abstand vom Zelt halten.  machen wir mit etwas e-Draht einen Schutzzaun um das Zelt. An diesem Tag gehen wir zur Abwechslung ins Gasthaus zum Essen und treffen dort auf zahlreiche Pilger. Das Pilgermenü ist reichlich und schmeckt gut.

Donnerstag 1 Oktober (Tag 7) 20,2 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Frühstück gibt es an diesem Tag auch wieder im Gasthaus. Die meisten Pilger sind schon unterwegs. Nora und Candida reiten, ich suche einen schönen Platz für die Mittagspause. Ein Parkplatz bei Zuriain neben der Straße liegt auf dem Jakobsweg, so dass die Damen hier vorbeikommen müssen. Später entdecke ich dass wir nur 100 Meter von einer Pilgergaststätte waren, die bei der Brücke über den Rio Arga liegt. Aus dem „Miam Miam Do Do“ Reiseführer entnehmen wir dass es am nördlichen Stadtrand von Pamplona ein Reitzentrum geben soll. Candida wird versuchen dort für uns eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden während Nora und ich weiter reiten. Wir sind ziemlich müde als wir, vom Großstadt-Verkehr genervt, auf der Reitanlage ankommen. Eine so verwahrloste Reitanlage hab ich noch nicht gesehen. Wir haben keine Bilder gemacht, weil wir so etwas gar nicht in Erinnerung behalten wollten. Die Pferde konnten auf einem mit Brennnessel und sonstigem Unrat verschandeltem Auslauf die Nacht verbringen. Wir haben Ihnen reichlich von unserem Heu vorgelegt damit sie nicht giftige Pflanzen fressen. Diesen Übernachtungsplatz kann ich sensiblen Tierfreund_innen nicht empfehlen.

Freitag 2 Oktober (Tag 8) 21,6 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Heute haben wir mit Pamplona die erste größere Stadt zu durchqueren. Zum Glück führt der Camino überwiegend durch schöne Parkanlagen, so dass wir zügig vorankommen. Als ein Regenschauer uns trifft, flüchten wir unter eine Brücke und finden dort Schutz. Zwei Reiter denen der Regen offenbar wenig ausmacht, überholen uns. Sie sind auch nach Santiago de Compostela unterwegs.

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Als wir das Alstadtzentrum erreichen werden wir von einem Polizisten darauf hingewiesen, dass wir mit den Pferden dort nicht sein dürften. Leider ist Candida mit ihren Spanischkenntnissen weit weg, so dass es schwierig ist mit dem Polizisten zu verhandeln. Zwei Spanierinnen helfen uns, idem sie dolmetschen und den Polizisten besänftigen, so dass er uns letztendlich sagt wie wir weiter reiten sollen. Wir treffen Candida in einer kleinen Parkanlage, wo wir die Pferde an einen Brunnen binden können.

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Candida hatte nach einigem herumtelefonieren einen Agrar-Händler gefunden der bereit war uns Heu zu verkaufen. Wir sind dann in der Mittagspause mit dem Pickup zurück nach Zuriain zum Treffpunkt ,eine Maschinenhalle, gefahren und konnten dort sechs Ballen bestes Heu kaufen. Dieses Heu roch als ob es Teeblätter wären. Nora blieb mit den Pferden und den Hunden derweil in der Parkanlage.

Das Nachtlager können wir dann am Ortsrand von Zariquiegui aufschlagen. Candida hat erkundet, wo wir duschen können und schon ein Lokal gefunden in dem wir zu Abend essen können. Die Atmosphäre in dem sehr kleinen Lokal ist ausgesprochen gut. Ein talentierter Gitarrenspieler spielt ein Stück nach dem anderen und erheitert damit die Gäste.

Auf den Paddocks für unsere Pferde wachsen einige Pflanzen und würzig duftende Kräuter von dem wir nicht wissen was es ist. Randa hat wohl zuviel davon erwischt, denn am nächsten Morgen hat sie Verdauungsbeschwerden und wirkt sehr matt.

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Samstag 3 Oktober (Tag 9) 26,8 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Das Aufstehen am Morgen fällt nicht leicht, da es kühl und alles feucht ist. Dafür gibt es Frühstück im Lokal.

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Nora und Candida reiten einen langgezogenen Bergrücken (Alto del Perdon) hinauf, auf dem viele Windräder stehen. Das besondere sind aber die aus Stahlplatten ausgeschnittenen Skulpturen, die dort oben zu sehen sind.

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Mittags treffen wir uns auf dem Dorfplatz in Uterga. Es gibt einen Brunnen und Schatten spendende Platanen. Inzwischen ist die Kombination Weißbrot, Rotwein, Käse und spanischer Schinken zu meinem alltäglichen Mittagessen geworden, das ich jeden Tag aufs neue genieße.

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Für den Abend hat Candida in Lorka ein Stückchen Wiese am Ortsrand gefunden der Gemeindegrund ist und auch schon von anderen Reiter_innen genutzt wurde. Im Ort gibt es zwei Lokale. Eins davon macht überraschend vor unserer Nase zu mit dem Kommentar, der Wirt hat heute keine Lust mehr. Gegenüber gibt es aber noch zu essen und sogar eine Waschmaschine voll Wäsche dürfen wir dort waschen und trocknen. Richtig trocken ist die Wäsche allerdings nicht.

Sonntag 4 Oktober (Tag 10) 18,3 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Nora und Candida reiten am Vormittag. In Estella/Lizarra gehe ich ihnen entgegen. Am Ortsrand ist ein kleiner Laden, der ein riesen Angebot an Jakobsweg Utensilien hat. Ich kaufe zwei bemalte Jakobsmuscheln, die wir dann gleich unseren Pferden am Stirnriemen vom Zaumzeug befestigen. In einer Parkanlage machen wir unsere Mittagspause. Danach reite ich mit Nora weiter. Wir kommen an einem Brunnen vorbei, an dem nicht nur Wasser aus der Leitung kommt. Diese Attaktion zieht viele Pilger an. Es gibt einen zweiten Hahn aus dem Rotwein fließt. Allesdings ist der Wein nicht so ganz mein Fall. Für die Übernachtung hat Candida am östlichen Ortsrand von Villamayor de Monjardin ein schönes Plätzchen gefunden, das Ihr nach einiger Fragerei zugewiesen wurde.

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Wir hängen unsere Wäsche auf eine Leine zwischen zwei Bäumen auf, denn sie ist immer noch sehr feucht. Am Abend können wir im Ort, dessen Lage einen grandiosen Blick ins Tal bietet, in einem Lokal das Pilgermenü genießen. Es ist sehr preiswert, denn das ganze Menue mit Wein kostet keine 10 Euro pro Person. Als wir am nächsten Morgen dort auch frühstücken wollen, ist leider niemand da, obwohl ein Schild darüber informiert, dass es geöffnet sein sollte.

Montag 5 Oktober (Tag 11) 24,6 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Nora und ich reiten am Vormittag. Candida trifft uns mittags in Los Arcos, wo wir Mittagspause in einer Grünanlage am Kanal machen. Nachmittags reiten Nora und Candida und ich versuche einen geeigneten Biwak Platz am Ortsrand von Viana zu finden. Dieses Mal klappt es nicht so wie ich mir das vorgestellt habe. Daher beschließe ich den Damen soweit wie möglich auf dem Camino entgegen zu fahren, um in der freien Natur wild zu campen. Irgendwann ist der Weg so schmal, dass ich mit dem Pickup nicht mehr weiterkomme. Ich fahr wieder ein Stück zurück und halte neben einem Olivenhain. Leider wurde dieses hübsche Plätzchen auch von vielen Pilgern als Toilette benutzt. Das merken wir aber erst, nachdem wir mitten im Aufbau unseres Biwaks sind. Bis kurz vor dem Hereinbrechen der Dunkelheit kommen noch ständig Pilgergruppen vorbei. Auch am frühen Morgen, kaum nachdem die Sonne aufgegangen ist, sind schon wieder die ersten unterwegs.

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Dienstag 6 Oktober (Tag 12) 24,1 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Da das Fahren auf dem Camino etwas knifflig ist, fahre ich das erste Stück. Ein Versuch sich mittags in Viana zu treffen misslingt. Der Ort ist mit dem Auto praktisch nicht anfahrbar. Wegen der Burgmauer kommt man nicht hinein. Nach einigen ausgetauschten SMS-Nachrichten, einigen wir uns auf eine Mittagspause auf einem Parkplatz im nächsten Ort in Oyon. Nachmittags reite ich mit Nora weiter. Als wir Candida bei el Campilar treffen, schlägt Sie vor noch ein gutes Stück weiter zu reiten. Ich bin schon etwas müde und da ich vergessen hatte die Batterien in den GPS-Geräten zu laden, wurde die Navigation riskant. Da dieser Streckenteil nicht zum Camino gehörte sondern eine von mir gewählte Umleitung um Logrono war, können wir nicht einfach mit den sonst zahlreichen Wegweisern des Jakobsweges navigieren. Wir haben aber Glück, als wir auf die Frage, ob es in der Gegend Pferde gäbe, direkt zu einem Winzer geführt werden der ein riesiges Pferd hatt. Er sperrte sein Pferd in eine Box und überließ unseren Pferde den eingezäunten Auslauf. Zusätzlich schenkte er uns  eine Flasche Rioja. Der Wein ist so gut, dass ich am nächsten Morgen gleich einen ganzen Karton kaufe.

Mittwoch 7 Oktober (Tag 13) 16,6 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Nora und ich reiten heute den ganzen Tag. Die Strecke wird nachmittags viel an verkehrsreichen Straßen entlang gehen. Mittagspause machen wir neben einer Kirche in Lapuebla de Labarca. Wieder ist es praktisch die Pferde einfach an den neuen stabilen Träger des Dachzeltes zu binden. Man hat so seinen mobilen „Anbindeplatz“ immer dabei. Nachmittags versuchen wir das verkehrsreiche Stück so zügig wie möglich mit Trabeinlagen hinter uns zu bringen. Nora reitet Cappuccina und ich reite Randa, weil sie leichter zu traben ist. Aus dem „Miam Miam Do Do“ wollen wir eine Reitanlage in Navarrete ansteuern. Diese erweist sich als Glückstreffer. Die Anlage gehört eine Schweizerin und ist, wie das in der Schweiz nun mal so ist, super in Schuss. Die Chefin ist sehr nett und wir bekommen einen mit E-Zaun eingezäunten Auslauf für unsere Pferde und auch sonst alles was wir brauchen. Den Pickup können wir unmittelbar daneben parken. Beim Absatteln müssen wir allerdings feststellen, dass die Bügelschnalle bei Randa eine Stelle am Bauch wund gerieben hat. Anscheinend ist die Satteldecke etwas zu kurz.  Wir behandeln die Stelle mit verschiedenen Salben und ich reite in den folgenden Tagen nur auf Cappuccina. Eine Woche Später, nachdem die Wunde getrocknet ist und die ersten Haare wieder nachgewachsen sind, komm ich auf die Idee die Satteldecke um 45 Grad zu drehen, wodurch ein Kontakt der Bügelschnalle mit dem Bauch verhindert wird.

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Für Nora war dieser Tag der letzte Reittag, da Sie wieder zurück muss. Auf die Frage wie es Ihr gefallen hat antwortet Sie „Das war der schönste Urlaub meines Lebens“

Donnerstag 8 Oktober (Tag 14)

Frühmorgens fahre ich mit Nora zurück nach Pau, um sie zu ihrem dort abgestelltem Fahrzeug zu bringen. Den ebenfalls dort zurückgelassenen Pferdeanhänger nehme ich wieder mit, damit wir am Ende unserer Reise nicht so weit fahren müssen. Es ist ein sehr herzlicher Abschied und sie ist sehr froh dass Sie diesen Wanderreiturlaub mit ihren Hunden machen konnte. Als ich wieder in Navarrete bin ist es schon fast dunkel.

Freitag 9 Oktober (Tag 15)

Candida und ich beschließen uns noch einen Tag Zeit zu lassen bevor wir weiterziehen. Ich geh noch in den Ort, zum Einkaufen und zum Frisör und lass mir den Bart rasieren.  Nachmittags dürfen wir beide noch im Haus duschen. Am nächsten Morgen ist viel Trubel auf der Reitanlage denn es sind viele Gäste da um die Hochzeit unserer Schweizerin mit einem Spanier zu feiern.

Samstag 10 Oktober (Tag 16)  Nop’s Reit-&Wanderkarte

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Da wir nur noch zu zweit sind, reite ich jetzt mit Handpferd und Candida fährt den Pickup. Sie sucht und findet in Najera einen Parkplatz, mit einem kleinen Lokal in der Nähe, bei dem wir unsere Mittagspause machen können. Sie kommt mir entgegen gelaufen. Nachmittags sucht Candida in Azofra einen Biwak Platz und wir übernachten dann auf einem Lagerplatz für Gartenabfälle, die hier hauptsächlich aus Resten von Weinstöcken bestehen. Der Platz ist was die Umgebung betrifft nicht besonders schön, aber für zwei etwas kleiner gesteckte Paddocks reicht es. Wir geben den Pferden reichlich von dem mitgefühtem Heu, um sie davon abzuhalten von den vorhandenen Gräsern und Gewächsen zu fressen. Im Ort gibt es ein Cafe mit Terrasse auf der Straße, in dem wir zu Abend essen und am nächsten Morgen auch noch frühstücken können. Es gibt viele Pilger hier und dadurch kommt eine richtige Jakobsweg-Atmosphäre auf. WLAN ist ebenfalls vorhanden, so dass wir wieder einmal Kontakt zur Heimat aufnehmen können.

Sonntag 11 Oktober (Tag 17) 22,7 Kilometer  (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Als ich mit den Pferden aufbreche, sind die meisten Pilger schon unterwegs. An Steigungen sind wir deutlich schneller und holen immer wieder Pilger ein. Geht es aber bergab, dreht sich der Spieß um. Die Landschaft verändert sich allmählich. Die Weinberge werden weniger und die ersten großen Agrarflächen auf denen Getreide und Sonnenblumen angepflanzt werden, kommen in Sicht. In Santo Domingo de la Calzada machen wir Mittagspause wieder mal in einer Parkanlage. Nachmittags geht es viel an einer Landstraße und einer Autobahn entlang. Die breite Piste geht schnurgeradeaus und bietet kaum Abwechslung. Die Nacht verbringen wir in Granon. Dort wurde Candida ein eingezäuntes Gemeindegrundstück zugeteilt, auf dem sogar noch ein wenig Gras wachst. In der Nähe gibt es ein Caffe und für den Abend nennt man uns einen Gemeindesaal in dem es ab 20:30 etwas zu essen geben soll. Der Saal ist sehr alt eingerichtet und zunächst nur schwach belegt, aber nach und nach wird es richtig voll und so laut, dass man kaum noch miteinander reden kann. Die Situation ist für uns etwas merkwürdig, als einzige Fremde in einem Lokal zu sein, in dem ca 80 Männer des Dorfes sind, die sich lebhaft und in bester Laune miteinander unterhalten.

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Montag 12 Oktober (Tag 18) 23,8 Kilometer  (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Der heutige Tag führt mich wieder häufig an der Autobahn entlang. Zum Glück ist nicht viel Verkehr, so dass die Belästigung durch den Verkehr ertragbar ist. Mittags treffen wir uns in Belorado im Stadtpark. Um dorthin zu gelangen kommt mir Candida entgegen, denn wir müssen über einen Marktplatz, der voller Leute und Verkaufsständen ist. Die Parkanlage ist sehr gepflegt und einige Caffes sind auch in der Nähe. Später muss ich auf einer schmalen Fußgängerbrücke über den Rio Tiron. Zum Glück kommt gerade kein LKW vorbei. 

Als wir an die Abzweigung kommen an der wir den Camino nach Santiago de Compostela verlassen wollen um weiter nach Norden zum Camino del Norte zu gelangen zieht ein Gewitter auf. Ein Blitz mit gewaltigem Donner schlägt keine drei Kilometer von uns ein. Da der Weg nach Norden über freie kahle Gebirgszüge führt und bis auf weiteres keinerlei Unterstell- mögklichkeiten bieten würde, beschließe ich die Querung erst am nächsten Tag zu starten. An einem Waldrand warten wir bis das Gewitter sich verzieht. Ich gehe dann weiter auf dem Camino und Candida fährt vorraus um eine Unterkunft zu finden. Die findet sie dann auch im fünf Kilometer entfernten Villambistia. Es ist eine kleine Grünanlage mitten im Ort. Neben uns steht ein Holländer mit einem großen Wohnmobil. Er ist wenig begeistert als ich ihn bitte ein wenig vorzufahren damit der Pickup auch noch Platz hat, aber er sieht ein, dass er nicht zwei Plätze belegen kann, nur damit sein Wohnmobil perfekt in der Horizontale stehen kann. Früh morgens reicht uns seine Frau dann zwei Tassen Kaffee und Tee, die bei der Kälte am Morgen richtig gut tun.

Dienstag 13 Oktober (Tag19) 11,6 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Heute beginnt die Querung wirklich. Ich brauche nicht zurück zu reiten, denn von Villambistia aus gibt es auch eine Verbindung, die auf den bereits vorgeplanten GPS Track führt. Die Landschaft ändert sich schlagartig. Die Wege auch. Bisher waren es breit angelegte Kießpisten. Jetzt sind es schmale Bauernwege mit grasbedecktem Mittelsteifen und oft auch nur reine Wiesenwege. Für Pferde natürlich viel angenehmer. Für Reiter_innen aber nur bedingt, denn jetzt muß man ständig aufpassen daß die Pferde nicht anfangen unterwegs zu fressen. Den Track für die Querung hatte ich in Deutschland mit „Garmin Base Camp“ geroutet. Dabei wurde die Spanienkarte (Micro SD) von Garmin benutzt, die auch im GPS Gerät eingesteckt war. Diese Karte war die einzige, die ich gefunden hatte, die für so eine Überquerung auf winzigen Wegen über ausreichende Details verfügte. Am ersten Tag stellte ich fest dass an Stelle eines eingeplanten  Wegstücks ein großer Acker vor mir lag. Da es recht trocken war konnte ich den Acker aber gut überqueren, wobei mich Randa damit überraschte dass sie mitten im Acker plötzlich niedersank, um sich zu wälzen. Danach war sie kein Schimmel mehr. Der Weg war wild romantisch und führte durch eine tiefe Schlucht und auf der anderen Seite wieder den Hang aufwärtz. Wir waren ganz allein. Ich habe an diesem Tag nur einen Menschen in weiter Ferne auf einem Traktor gesehen.

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Mittags kam mir Candida entgegen und führte mich zu einem verlassenen Dorf (Castil de Carrias). Dort haben wir dann unsere Mittagspause gemacht. Das Dorf war vor 25 Jahren verlassen worden, weil der Dorfbrunnen versiegt war. Ein Bauer hatte die Reste des Dorfes gekauft und verwendete die noch erhaltenen Gebäude als Lagerräume. Nachmittags zogen wir noch weiter bis zum Ort Carrias, wo Candida am südlichen Ortsrand eine kleine Gemeindewiese ausgekundschaftet hatte.

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Es war ein sehr schönes Plätzchen mit einem schönen Blick über den Ort. Cappuccina gefiel es auch sehr. Sie war den ganzen Tag putzmunter gewesen. Randa hatte etwas Mühe sich mit der Situation anzufreunden. Abends wurde es dann ziemlich kalt, so dass ich mich zum ersten Mal in eine Decke einwickeln musste, um nicht zu frieren.

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Mittwoch 14 Oktober (Tag 20) 33,2 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Heute gehen die Wege über weite, nur leicht hügelige Agrarflächen. Mit den Sonnenblumen und Getreidefeldern muss das im Sommer eine sehr schöne Gegend sein. Aber auch jetzt genieße ich die enorme Weite, bei der der Blick oft 20 Kilometer weit reicht.

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Die Kommunikation mit dem Handy funktioniert gut, denn es gibt überall Sendemasten. Treffpunkte zu vereinbaren wird schwieriger, weil es kaum markante Punkte gibt. Wir einigen uns darauf unsere Position mit der Entfernung zu einem markanten Punkt anzugeben (Beispielsweise zur Mitte eines Ortes). Das GPS hat eine sehr einfach zu bedienende Funktion, mit der man Distanzen vom augenblicklichen Standort zu jedem beliebigen Punkt auf der Karte messen kann. Da unsere Treffpunkte immer auf den identischen GPS-Tracks liegen, können wir aus der Differenz der Entfernungen zum gemeinsamen (markantem) Punkt, unseren Abstand voneinander bestimmen.

Wir machen Mittagspause in Cameno, wo Candida eine Picknick-Anlage findet auf der wir gemütlich Pause machen können. In unmittelbarer Nähe gibt es wieder Esskastanienbäume und Candida macht sich mit Begeisterung an die Ernte. Das ist ziemlich mühsam, denn man muss die Kastanien erst aus der stacheligen Fruchtschale lösen.

Die Einwohner_innen in den Ortschaften hier sind wenig auf „Pilger“ eingestellt, so dass Candida Schwierigkeiten hat  in Hermosilla ein Plätzchen in Ortsnähe für die Übernachtung zu finden. Daher gibt es mal wieder wildes Camping hinter einer Senke, durch die ein Bach fließt oder sich einfach nur ein See gebildet hat. Am Abend grillen wir die frisch gesammelten Kastanien.

Donnerstag 15 Oktober (Tag 21)

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In der Nacht wird es bitter kalt und ich friere die ganze Nacht. Candida war schlauer und hat sich einen zweiten Schlafsack geholt. Der Blick aus dem Dachzelt bei Sonnenaufgang zeigt, dass alles mit einer dicken Eisschicht und mit Reif bedeckt ist. Ich beschließe, noch im Schlafsack liegend, dass wir die Querung abbrechen sollten. Weitere sechs Tage Querung mit Strecken über noch 500 Meter höhere Gebirgszüge, könnten bei solchen Temperaturen sogar gefährlich sein. Ich schlage vor, dass wir den Pferdeanhänger holen und mit den Pferden nach Santander fahren um von dort aus weiter zu reiten. Noch ganz verschlafen und offensichtlich erleichtert stimmt mir Candida zu.

Wir bauen das Lager ab was bei der Kälte recht mühsam ist und ziehen weiter bis Hermosilla. Dort ist am Ortsrand ein hübsches Birkenwäldchen bei dem ich Candida und die Pferde zurücklasse und ich fahre nach Navarrete, um den Pickup nachzuholen. Noch am gleichen Nachmittag verladen wir die Pferde und brechen auf.  Es ist schon dunkel, als wir nach vier Stunden Fahrt in Santillana del Mar östlich von Santander ankommen.

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Zum Übernachten haben wir uns eine Pilgerstation ausgesucht (Albergue_Arco_Iris). Der Wirt ist etwas sauer da sich unsere Ankunft etwas verspätet hat, aber im Laufe des Abends und am nächsten Tag sind alle sehr freundlich zu uns. Wir mussten nur noch unsere Paddocks für die Pferde (im stockfinsterem aber mit Kopflampen) aufbauen und konnten uns dann, nach einem vom Wirt selbst gekochtem Abendessen, auf ein warmes Zimmer freuen. Kita musste im Auto schlafen aber die Temperaturen waren hier bestimmt zehn Grad über denen vom Vortag.

Freitag 16 Oktober (Tag 22)

Sobald wir beschlossen hatten wegen der Kälte zur Atlantikküste zu wechseln, hatte Candida Verbindung zu ihrem Freund Kevin aufgenommen, und verabredet dass sie ihn am Freitag in Santander am Busbahnhof abholen würde. Das klappte dann auch bestens. Am Abend fuhren wir zusammen ans Meer und trafen zufällig in einem Lokal (El Alamo) auf eine Pferdeverrückte Familie, die auch an der Pferdefiesta El Rocio teilgenommen hatte. Das ist ein Fest das jährlich zu Pfingsten stattfindet und an dem bis zu 7000 Pferde teilnehmen. Es wurde ein sehr netter Abend mit Gleichgesinnten.

 

Samstag 17 Oktober (Tag 23) 21,8 Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Ich mache mich am Morgen mit Cappuccina und Randa auf den Weg. Die jungen Leute wollen noch Futter kaufen gehen, denn unsere Vorräte an Quetschhafer gehen zur Neige. Nach etwa eine halben Stunde kommen wir nach Santillana del Mar. Eine touristische Attraktion mit vielen kleinen Läden, in der es, weil es Samstag ist, auch am Vormittag schon sehr voll ist. Randa hinterlässt mitten in der Fußgängerzone einen dicken Haufen. Irgendwie muss ich den verschwinden lassen. Ich binde die Pferde an ein eisernes Fenstergitter und finde in einem der Läden einen verständnisvollen Herrn der mir einen Besen und einen Karton leiht, um das Malheur zu beseitigen. Erleichtert ziehe ich weiter. Kurz danach stoße ich auf eine Treppe, für Pferde ein ziemliches Hindernis, die sich jedoch links an einem Feld umgehen lässt. Mittags treffen wir uns in der Nähe der Iglesia de San Pedro, die sehr malerisch auf einem Hügel steht. Ich kann mich an den gedeckten Tisch setzen, denn Kevin hat schon alles vorbereitet. Der Nachmittag wird noch lang, denn am Campingplatz auf dem wir übernachten wollten, werden die jungen Leute abgewiesen.

 

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In Ruiloba finden sie in einer kleinen Reitanlage am Ortseingang einen netten Besitzer, der Verständnis hat, und uns einen Longierplatz für die Pferde und etwas Wiese für den Pickup zur Verfügung stellt. Kevin kocht groß auf, es gibt Nudeln mit Tomatensauce und selbstgesammelten, kandierten Walnüssen. Wir haben noch einen netten ersten gemeinsamen Abend, bei dem die letzte Flache Rioja aus dem Karton ihr Leben lassen muss.

Sonntag 18 Oktober (Tag 24) 10,1  Kilometer (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Ich gehe los ohne mich von dem Eigentümer der Reitanlage zu verabschieden. Das kann Candida mit ihren Spanischkenntnissen viel besser. Mittags wollen wir uns in Comillans am Strand treffen. Das Wetter ist schön und ich laufe einen großen Teil der Strecke. In Comilians angekommen, binde ich die Pferde an einen Laternenpfahl direkt neben dem Strand, da der Pickup mit den jungen Leuten noch nicht da ist.

Candida und Kevin kommen etwas später, da Sie mich losgeschickt hatten bevor das Lager vollständig abgebaut war. Außerdem müssen sie noch Wasser bunkern. Später leisten wir uns ein Eis und ich spiele am Strand Frisbee mit Kita.

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Danach reitet Candida mit mir weiter und wir diskutieren dabei intensiv, wie die Welt verbessert werden könnte. Eigentlich wollten wir nur ein spätes Mittagessen an einem Kloster/Friedfhof machen, aber weil ich glaube dass es bereits 17:00 ist (eine Uhr im Pickup hatte noch Sommerzeit) und da der Platz sehr schön ist, schlage ich vor hier zu  bleiben. Candida und  Kevin sammeln Kastanien und anschließend bauen wir gemeinsam das Lager auf. Kevin kocht fast zwei  Stunden und überrascht uns dann mit gebratenen Zucchini und Bratkartoffeln..  Sehr  lecker. Ich trinke noch ein Glas Wein und steige dann in mein Dachzelt.  Nachts  fängt es  heftig an zu regnen.

 

Montag 19 Oktober (Tag 25) 7,1  Kilometer   (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Im strömenden Regen bauen wir das Lager ab. Candida begleitet mich und wir laufen mit den ungesattelten Pferden in ca. 1 1/2 Stunden nach Sant Vincente de la Barqua. Es regnet immer noch sehr stark, deshalb machen wir Halt an einer  Pizzeria an der Uferpromenade. Mit Candidas Hilfe und einem netten Polizisten bekommen wir in der Pilgerherberge des Ortes die Möglichkeit mit unseren Pferden zu übernachten (dem Polizisten war aufgefallen dass die Wirtin der Herberge sich auch im Lokal befand, und stellte gleich den Kontakt zwischen uns her). Wir steigen hinauf  zur Kirche und  Herberge und bauen an der Burgmauer unsere Pferdepaddocks auf. Danach duschen wir, können Wäsche waschen und all unsere Sachen trocknen. Abends  machen wir Maroni auf dem Grill. Leider ist ein großer Teil mit Würmern befallen. Man sieht das nur an winzigen Löchern in der Schale. Ich darf, weil ich einen Pilgerpaß habe, In der Herberge in einem Bett schlafen. Candida und Kevin schlafen im Dachzelt  auf dem Pickup, da sie nicht als Pilger gelten.

 

Dienstag 20 Oktober (Tag 26) 26,4  Kilometer   (Nop’s Reit-&Wanderkarte)

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Heute begleitet mich Candida wieder am Vormittag. Es geht abwechslungsreich aber mit einigen steileren Anstiegen auf kleineren Teerstraßen entlang, vorbei an mehreren kleineren Ortschaften. Mittags haben wir Probleme Kevin zu finden. An dem Parkplatz mit Bänken, den wir für optimal finden und bei dem wir dachten Kevin würde auch dort sein ist er nicht. Ich warte dort und Candida sucht und findet Kevin und kommt mit Ihm zurück. Es ist meistens leichter zu Fuß oder auf dem Pferd einen Pausenplatz zu finden, denn man ist langsamer unterwegs als mit dem Auto. Nachmittags geh ich mit den Pferden alleine weiter und komme an eine Kreuzung bei Pesues, an der die Markierung des Caminos nicht mit meinem  GPS Track übereinstimmt. Eine neue Markierung führt an der anderen, südlichen, Seite der Bahnlinie entlang. Ich entscheide mich dem alten Weg zu folgen, der in meinem GPS gespeichert ist. Dieser stammt aus dem Rother Führer bzw. aus der Jakobsweg- Markierung der Nops-Wanderreitkarte aus dem Internet. Bisher hatte alles gestimmt  und ich hoffe mich auch diesmal auf die Route des GPS verlassen zu können. Leider war das ein Fehler und so muss ich nach etwa einer Stunde (bergauf) wieder umkehren (undurchdringliches Dickicht, tiefer Boden) und doch den neuen Weg nehmen. Der geht ein längeres Stück am Bahngleis entlang und das teilweise mit nur drei Metern Abstand zum Gleis ohne Ausweichmöglichkeiten.  Mir ist etwas mulmig bei dem Gedanken was  passieren kann, wenn plötzlich ein Zug  kommt. Später fährt tatsächlich ein Zug vorbei, als wir uns vom Bahngleis entfernt  hatten, aber dieses Gefährt ist nur ein Schienenbus im Schneckentempo. Die Ursache für diese Änderung des Camino Streckenverlaufs ist der Ausbau der Schnellstraße zu einer Autobahn.  So kommt es am Nachmittag noch zu weiteren Missverständnissen bei Candidas Versuch durch Entgegenkommen mich zu treffen, weil ich wegen des Autobahn Neubaus nicht auf dem GPS Track sein kann, und Candida mich auf der anderen Autobahnseite sucht. Sie ist bestimmt fünf Kilometer gelaufen bis sie mich gefunden hat. Glücklicherweise ist sie sehr sportlich und läuft auch gerne. Zusammen laufen wir dann zum Parkplatz, an dem Kevin schon mit den Vorbereitungen zum Abendessen beschäftigt ist. Nachts kommt dann noch die Polizei vorbei will uns aber nicht wecken.

Mittwoch 21 Oktober (Tag 27) 27 Kilometer Nop’s Reit-&Wanderkarte

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Kurz nach Sonnenaufgang kommt die Polizei erneut und informiert uns sehr freundlich, dass das Übernachten mit dem Zelt auf Parkplätzen nicht erlaubt ist. Wir werden aber nur gebührenfrei ermahnt und unsere Ausweise werden kontrolliert. Vormittags begleitete mich Candida. Es geht durch mehrere Eukalyptus Wälder und kurz vor der Mittagspause durch ein traumhaft schönes Tal. Mittags treffen wir Kevin an der Mündung des Rio Novales in einer kleinen malerischen Bucht über der hochoben eine große Freizeitanlage liegt. Es sind aber kaum Leute da weil alles geschlossen ist. Nachmittags reite ich mit den Pferden weiter komme durch eine interessante Schlucht (Cueto de la Vina) und nochmal durch mehrere Eukalyptus Wälder. Wir hatten besprochen dass wir Kontakt aufnehmen wenn ich an der nordöstlichsten Ecke eines Golfplatzes (auf einem Berg) ankomme. Zum ersten (und einzigen) Mal auf dieser Reise funktioniert das Mobiltelefon nicht. Der lokale Provider hat offenbar Probleme mit der Telekom. Ich schreibe Candida eine SMS und habe das Glück dass diese Kommunikationsart funktioniert. Sie schickt mir eine SMS mit den Koordinaten ihres Standpunktes und der Beschreibung, sie würde sich nördlich des Golfplatzes befinden. Die Koordinaten verwirren mich sehr, denn aus dem Vergleich mit meinen Koordinaten kann ich sehen dass sie südöstlich von meiner Position sein muss. Da es bald dunkel wird fange ich an mir Sorgen zu machen ob ein Treffen noch klappt. Da Candida weiß wo ich bin aber ich an der Richtigkeit der von Candida übermittelten Koordinaten zweifle, bestehe ich darauf daß sie zu mir kommen soll. Sie kommt nach ca. einer halben Stunde, zu Fuß, um mich abzuholen und ich bin sehr erleichtert sie zu sehen. Eine Lehre aus diesem Missverständnis ist, dass man, sobald man sich nicht mehr auf der vorgegebenen Camino-Strecke treffen kann, geeignete Verfahren braucht die man vorher gemeinsam eintrainiert hat und die auch ohne Mobiltelefon funktionieren. Sonst kommt man in unschöne Situationen. Wir gehen zusammen etwas nachdenklich zurück, mit dem Gefühl dass das beinahe schief gegangen wäre.

 

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Der Biwak Platz ist ein abgelegener Parkplatz etwa dreihundert Meter oberhalb einer sehr schönen Bucht. Kevin macht uns dann zum ersten Mal Pizza auf dem Grill. Die erste Pizza ist noch etwas verkohlt, da es trotz Pizzastein nicht einfach ist, die richtige Temperatur zu finden (etwas über 100 Grad am Thermometer oberhalb des Pizzasteins) aber die folgenden sind super!! Ich bin ziemlich müde und verziehe mich früh in mein Dachzelt. Die jungen Leute gehen noch zum Strand und machen ein Lagerfeuer.

 

Donnerstag 22 Oktober (Tag 28) 10,7 Kilometer  Nop’s Reit-&Wanderkarte

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Am nächsten Morgen reiten wir nochmal auf den Berg und um den Golfplatz. Dort begeistert uns der einmalige Ausblick auf das Meer und die Steilküste. In Llanes treffen wir uns am Ortseingang mit Kevin. Der Camino führt weiter entlang an Klippen. Mittags treffen wir uns nördlch der Stadt Po,  dort wo der Fluß Arroyo Vallina ins Meer fließt, und machen ausgiebig Brotzeit. Die Bucht ist so schön daß ich gar nicht mehr weiter will. Ein Hinweisschild auf eine Pilgerherberge bringt uns auf die Idee dort nachzufragen, ob wir hier übernachten können, zumal es auch etliche Wiesen mit ausreichend Gras in der unmittelbaren Umgebung gibt. Zu unserer Überraschung bittet uns der Besitzer der Pilgerherberge (Die jungen Leute meinten er ist eine Art Hippie) zu bleiben und unsere Pferde in seinem Garten grasen zu lassen. Wir erklären Ihm nochmal dass die Pferde einige Spuren auf seiner Wiese hinterlassen werden, aber er ist so begeistert einmal Pferde in seinem Garten zu haben, dass er sein Angebot nicht zurücknimmt.

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So stecken wir dann zwei bananenförmige Paddocks mit Abstand zu allen Bäumen und Sträuchern ab und führen unsere Pferde dort hinein. Da es noch nicht allzu spät ist, gehen wir nochmals in die schöne Badebucht und die jungen Leute baden sogar noch. Das Meer ist allerdings sehr kalt. Währenddessen werfe ich mit Kita und einem anderen Hund Stöckchen. Abends essen wir dann gemeinsam mit etwa acht anderen Pilgern an einer langen Tafel auf der Terasse und genießen das Pilger-Menu. Im Laufe des Abends entwickeln sich für den Jakobsweg typische Grüppchen von Leuten die sich angeregt unterhalten. Mir gefällts.

 

Freitag 23 Oktober (Tag 29) 16,9 Kilometer  Nop’s Reit-&Wanderkarte

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Am Vormittag begleitet mich Candida. Wieder geht es sehr malerisch ziemlich nah an der Steilküste entlang. Einmal müssen wir wieder ein Stück zurück und die Variante für Radfahrer_innen nehmen, da der Weg einfach zu schmal wird und unübersichtlich ist. Dieses Mal sind wir vor Kevin an dem vereinbarten Platz für die Mittagsause in Strandnähe an der Mündung des Rio Bedon. Ein sehr schöner Platz an einem kleinen Fluss delta, dass der Rio Bedon hier gebildet hat. Nachmittags ziehe ich mit Cappuccina und Randa weiter nach Nueva. Candida hat sich durchgefragt und Kontakt zu einem Forstarbeiter bekommen der selbst schon von hier nach Santiago geritten ist. Er hat eine Wiese auf der noch viel Gras steht, so dass wir keinerlei Heu zufüttern müssen. Selbst der Pickup darf auf die Wiese. Ein idealer Lagerplatz. In der Nähe sind einige Höhlen und Kevin kriegt ganz leuchtende Augen. Nachdem das Lager aufgebaut ist, gehen die beiden noch mit Kopflampen zum Höhlen erforschen. Das ist nichts für mich. Wir treffen uns danach in einem Restaurant und essen gemeinsam zu Abend. Ich bin froh dass die Höhlenforscherei ohne Zwischenfälle verlaufen ist. Beide sind nur rundherum voller Erde, aber sonst berichten sie voller Begeisterung. Ich weiß nicht wie lange das Wetter noch hält und die Pferde hatten seit sieben Tagen keinen Ruhetag mehr. Außerdem möchten die jungen Leute vielleicht auch mal einen Tag unter sich sein. Aus diesen Gründen schlage ich vor am folgenden Tag den Pferdeanhänger zu holen, der noch bei Santander steht. Wir treffen noch auf den Holzarbeiter, der uns die Wiese zur Verfügung gestellt hat und er bietet uns an, unseren Pferdeanhänger bei Ihm in einem umzäunten Grundstück abstellen zu können, bis wir ihn wieder abholen. Nebenbei erfahren wir, daß er von Nueva in neun Tagen nach Santiago de Compostela geritten ist (439 Kilometer!!! ). Er berichtet uns auch daß Sein Pferd an den Strapazen dieses Gewaltrittes eingegangen ist. Was für ein brutaler gefühlsloser Mensch muss man sein, um so eine Scheiße auch noch zu erzählen.

 

Samstag 24 Oktober

So mach ich mich am nächsten Morgen auf den Weg nach Santillana del Mar und hole den Anhänger. Der Wirt der Albergue Arco Iris freut sich sehr mich zu sehen und noch mehr, als ich ihm für das Parken des Pferdeanhängers noch etwas zustecke. Dafür muss ich dann eine Flasche seines Hausweines mitnehmen. Als ich wieder in Nueva bin, ist es schon später Nachmittag. Kevin kocht wieder einmal groß auf und es gibt ein weiteres Mal selbst gebackene Pizza.

 

Sonntag 25 Oktober (Tag 30)   22,4 Kilometer  Nop’s Reit-&Wanderkarte

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Candida begleitet mich wieder am Vormittag und wir reiten meist auf kleinen Teerstraßen durch kleine Ortschaften. Einmal müssen wir wieder auf die Fahrrad Route des Caminos ausweichen, weil ein Viehgatter uns den Weg versperrt, außerdem sind Rinder auf der Weide. Zur Mittagspause treffen wir uns hinter einem Sportplatz und machen ein schönes Picknik auf der Wiese.

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Danach gehen Candida und Kevin mit den Pferden weiter und ich übernehme den Pickup. Im nächsten Ort, Ribadesella, kann ich in einer Apoteke meine Bisohexal-Tabletten kaufen die mir ausgegangen sind. Die Überraschung ist dann der Preis: 3,32€ an Stelle der ca 13.-€  die ich in Deutschland zahlen muß!

Für den Abend find ich hinter Vega in Strandnähe einen Parkplatz und eine eingezäunte Wiese auf der wir gut biwakieren könnten. Als Candida und Kevin ankommen gehe ich mit Candida nochmal in den Ort zurück und mit Candidas Spanischkenntnissen finden wir die Besitzerin des Grundstückes das zwar verpachtet ist aber dennoch von uns benutzt werden darf. Das Restaurant daß neben unserer Wiese steht macht leider am Abend zu so dass Kevin uns nochmal etwas zu essen machen darf.

 

Montag 26 Oktober (Tag 31) 13,2 Kilometer   Nop’s Reit-&Wanderkarte

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Bevor wir Richtung Westen aufbrechen führen Candida und ich die Pferden an den Strand und versuchen mal wie weit wir die Pferde freiwillig dazu bringen ins Wasser zu gehen. Es hat kaum Brandung so dass optimale Bedingungen vorliegen. Ich versuch es mit Randa, aber sie hat schon Angst in dem weichen Sand einzusinken. Als dann etwas Wasser in die Nähe Ihrer Hufe kommt kann ich nicht verhindern, dass sie mich in Richtung Festland zurückschiebt.

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Ganz anders ergeht es Candida mit Cappuccina. Die beiden haben keine Probleme im seichten Wasser herunzwaten. Die nächsten Stunden geht es einen Wiesenweg  an der Küste entlang, landschaftlich einmalig schön. Einmal kommen wir auf eine Viehsperre die für die Pferde unüberwindbar ist. Kurz bevor ich umkehren will sehe ich einen Zaunpflock, der so locker ist, dass man ihn aus der Erde ziehen kann. So kommen wir doch noch durch und müssen keinen Umweg gehen.

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An einem Sandstrand mit fertigen Picknick Einrichtungen bei La Espasa erwartet uns Kevin zum Mittagessen. Wir lassen uns viel Zeit an diesem schönen Strand und Frisbeespiele für Kita kommen natürlich nicht zu kurz. Nachmittags begleitet mich Kevin und wir laufen Seite an Seite gemütlich nach Colunga, wo Candida am südlichen Rand des Ortes einen großen Gemeindeparkplatz mit einem Anteil Wiese ausgekundschaftet hat. Wir bauen das Lager auf und können im Ort die nötigsten Einkäufe und wieder mal ein WLAN finden, um den Kontakt zur Heimat zu pflegen.

Dienstag 27 Oktober (Tag 32) 16,7 Kilometer   Nop’s Reit-&Wanderkarte

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Nach einem Frühstück in einem Cafe am Rande des Parkplatzes, reitet Candida mit mir los. Es geht viel bergauf und bergab, bis wir mittags in einem kleinen Dorf, ich weiß nicht mehr wo, Kevin zur Mittagspause treffen. Nachmittags ziehe ich mit den Pferden alleine weiter. Es bleibt anstrengend denn es geht ständig rauf und runter und das meiste auf Teerstraßen. Am späten Nachmittag komm ich dann in Villaviciosa ziemlich müde an. Candida hat bei einer ganz lieben, alten Frau die Erlaubnis bekommen auf einer eingezäunten, großen Wiese unser Lager aufzubauen. Wir trennen vom Grundstück einen Teil (ca 1000 m²) für die Pferde ab und lassen sie dort laufen. Kevin kocht wieder, dieses Mal werden wir mit Reis marokkanischer Art, Apfel/Zwiebelchutney und Humus (Kichererbsenmus) verwöhnt.

Mittwoch 28 Oktober (Tag 33)  24,3 km   Nop’s Reit-&Wanderkarte

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Am nächsten Morgen verabschiedet die Besitzerin uns alle mit Küsschen. Candida begleitet mich wieder. Kurz vor Mittag reiten wir über ein großes Autobahnkreuz. Dort teilt sich die Autobahn die nach Gijon führt und die Autobahn die nach Oviedo geht.  Kevin hat für die Mittagspause einen Platz gewählt, der kurz vor dem steilen Anstieg auf den Alto de la Cruz liegt und einen freien Blick nach Süden hat. Die Sonne strahlt und wir genießen den Ort. Den Nachmittag der vermutlich anstrengend wird begleitet mich Kevin. Der Anstieg ist sehr steil und geht zeitweise ein steiniges Bachbett hoch. Danach folgt ein langer Abstieg und ein zweiter jedoch nicht mehr so steiler Anstieg. Als wir eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang am Camping Deva kurz vor Gijon ankommen, sind wir alle, Pferde eingeschlossen, froh dass wir es geschafft haben.

Freitag 29 Oktober (Tag 34) 

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Unsere geplante Strecke führete südlich von Gijon denn diese Stadt ist zu groß zum Durchreiten und außerdem ist es verboten. Da wir schon ziemlich lang unterwegs waren und mir klar war, dass wir es, aus Zeitgründen, nicht bis Santiago de Compostela schaffen würden entschloss ich mich den Ritt hier abzubrechen und mit den Pferden noch für zwei Tage an die Küste auf einen Campingplatz zu wechseln. Ich wollte einen sanften Abschluss unseres Unternehmens garantieren. So fahre ich mit Candida nach Nueva zurück um den Pferdeanhänger zu holen während Kevin bei einem Kinderspielplatz  auf Kita Randa und Cappuccina aufpasst. Danach verladen wir die Pferde und fahren zu einem Campingplatz an der Küste nach Candas, nordwestlich von Gijon. Dort wird uns, aus Sorge daß andere Gäste gestört werden könnten, ein traumhafter Platz direkt an der Steilküste in der ersten Reihe zur Verfügung gestellt.

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Zufällig gibt es dann am letzten Abend vor der Heimfahrt wieder einen doppelten durchgehenden Regenbogen. Das ist für uns ein besonderer Augenblick da es unsere Reise abrundet. Am nächsten Morgen erleben wir außerdem einen grandiosen Sonnenaufgang.

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Sehr früh wird Kevin von einem Taxi abgeholt, das ihn zum Bahnhof nach Gijon bringt soll. Er will zurück nach Barcelona, um noch einige Tage bei Freund_innen zu verbringen. Candida und ich bauen alles ab, verladen die Pferde und machen uns auf den Weg in Richtung Frankreich.

Rückreise

Am ersten Tag der Rückreise fahren wir bis Pau in Frankreich und treffen uns noch mit einem Berufs-Kollegen aus meiner Zeit bei Eurocopter. Er hat mit Hilfe der Bürgermeisterin von Pau für uns eine eingezäunte Wiese organisiert, in der wir die Pferde für die Nacht unterbringen können. Anschließend lädt er uns noch zum Essen ein. Leider kann er kein spanisch so daß eine Unterhaltung mit Candida schwierig ist. Am nächsten Tag wollen wir bis Macon kommen aber kurz vor Lyon treten ungewöhnliche Vibrationen auf, die nicht von einer schlechten Fahrbahndecke kommen, wie ich zunächst schlussfolgere, sondern von einem Reifenschaden bei unserem Pferdeanhänger. Wir verlassen die Autobahn und irren in den Vororten von Lyon, einer sehr häßlichen Gegend mit viel Chemie-Industrie, herum bis wir ein Plätzchen am Waldrand finden wo wir übernachten können. Ich wechsle den Reifen, der einen deutlichen Höhenschlag hatt, Candida, die unermüdliche, kocht noch mit Kopflampe im stockfinsterem ein warmes Abendessen. Am nächsten Morgen finden wir nach 2 Kilometern eine Werkstatt, die passende Reifen auf Lager hatt. Ich lasse auf alle vier Felgen neue Reifen montieren, denn die alten waren schon zwischen zehn und dreizehn Jahre alt, obwohl sie noch reichlich Profil hatten. Durch diese Panne ist die Rückfahrt nicht in den geplanten drei Tagen zu schaffen. Candida kontaktiert von unterwegs aus Freund_innen die ihr per SMS einen Reitstall in Freiburg durchgeben der optimal auf der geplanten Strecke für die Rückreise liegt. Während der Fahrt werde ich regelmäßig mit kleinen Apfelstückchen gefüttert so daß ich gut durchhalten kann. In Freiburg stellen wir die Pferde auf eine Koppel und dürfen selbst im Reiterstüberl schlafen. Zum Glück denn es hat am Morgen wieder einmal so gegen Null Grad und im Dachzelt hätten wir bestimmt ziemlich gefrohren. Von Freiburg aus fahren wir dann auch am vierten Tag der Rückreise ohne Stau in die Oberpfalz zu Nora und bringen Randa nach Hause, um am nächsten Tag mit Cappuccina die letzte Etappe nach München zu fahren.

Schlußbemerkungen:  Dankbarkeit ist das Gefühl, das einen durchströmt wenn man ein solches Abenteuer unbeschadet und gesund für sich und alle Teilnehmer_innen abschließen kann. Dass das einzige Misgeschick eine Reifenpanne auf der Rückreise sein würde, damit konnte niemand rechnen. Es ist das erste Mal daß ich einen Wanderritt so organisiert habe. Die Etappen waren nicht strikt vorgegeben, das ermöglichte spontane Entscheidungen, beruhend auf Stimmung und Fitness von Mensch und Tier. So konnten wir mittags planen, welchen Rastplatz wir für die Nacht ansteuerten. Dank dieser Methode und dem Pickup, der alles Nötige für uns und die Pferde transportierte, waren wir immer autark. Es ist daher auch das erste Mal dass ich den Voratz „der Weg ist das Ziel“ ganz stark selbst empfunden und umgesetzt  habe. Es hat einfach alles gepasst. Auch das Wetter war für die Jahreszeit überdurchschnittlich gut und der meiste Regen fiel während der Nacht. Ich hatte vor dieser Reise keine besonders positive Einstellung zur heutigen Jugend. Das hat sich mit dem Kennenlernen von Candida komplett zum Positiven verändert. Nora meinte dazu, dass sie sich selbst minderwertig vorkommt, so perfekt ist diese junge Dame. Es ist kein Problem Hunde mitnehmen, wenn man mit Pferden und Begleitfahrzeug unterwegs ist. Auf manchen Teilstrecken lässt man sie besser im Auto mitfahren, weil der Verkehr es erfordert dass sie an der Leine geführt werden. Frei laufende aggressive Hunde sind anscheinend kein Problem mehr. Viele Pilger veranlassten wohl die Besitzer_innen ihre Hunde im Garten zu lassen oder anzuketten. Unsere Pferde waren unauffällig perfekt. Das einzige Manko, das aber für nahezu alle Pasopferde zutrifft, ist, dass sie nicht friedlich auf kurze Distanz Seite an Seite fressen können und deswegen zwei Paddocks abgesteckt werden müssen. Dennoch kleben sie auf so einer Reise dermaßen aneinander dass man sie keine zehn Meter voneinander „Parken“ kann. Die spanische Bevölkerung, Polizei eingeschlossen, ist sehr freundlich und zuvorkommend.

Die von den insgesamt 1150 Kilometern verbleibenden 430 Kilometer des Camino del Norte möchte ich sobald wie möglich nachholen. Vielleicht werde ich das nicht zu Pferde machen denn die lange An- und Rückreise ist eine ziemliche Strapaze für die Pferde. Außerdem hätte ich gerne mehr Kontakt zu den anderen Pilgern gehabt. Schließlich sind für mich, der seit drei Jahren nur noch mit einem Elektroauto unterwegs ist, über 4000 gefahrene Kilometer mit einem Disel-Pickup eine Gewissensfrage.

Stilleben

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Gedanke zu „Tagebuch

  1. Leuther

    Lieber Michael,
    das habt Ihr gut gemacht. Auf einer größeren Karte werde ich die Strecke mir nochmal anschauen, denn in der Gegend bin ich noch nicht gewesen.
    Ingrid war gestern bei uns und erzählte von Eurer Tour.
    Eure Rückfahrt habt Ihr wohl auf mehr „kommode“ Art hinter Euch gebracht.
    Viele Grüße
    Leuther

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